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Helga König und Simone Langendörfer im Gespräch mit Mathieu Carrière, deutscher Schauspieler und Autor

Lieber Mathieu Carrière, Sie haben Philosophie  in Paris  studiert und sind  ein renommierter Schauspieler und Autor.

Am 21. Juni 2002 haben Sie die Ritterwürde der französischen Ehrenlegion für Ihre künstlerischen Verdienste erhalten. 

Sie sind Kämpfer für eine umfassende Reform des deutschen Kindschaftsrechtes.

Wir  freuen uns, dass Sie an dem Interviewprojekt "Wann  ist eine Kindheit kindgerecht?" teilnehmen.

Helga König:  Werden Kinder heute extrem auf Leistung  "gedrillt" und falls ja, wodurch entsteht dieser Leistungsdruck?

Mathieu Carrière
Foto: Peter Hönnemann
mail@peter-hoennemann.de
Mathieu Carrière: Kinder werden heute sehr viel weniger "gedrillt" als noch vor 10 Jahren. Leistungsdruck entsteht durch Erwartungen oder Indifferenz der Eltern. 

Simone Langendörfer: Was heißt für Sie Kindsein und meinen Sie, dass "Kindsein" in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts einfacher war? 

Mathieu Carrière: Kindsein heißt Spiel, Neugier, Vertrauen. Nein, es war früher schwieriger Kind zu sein. 

Helga König
Helga König: Was müsste sich in den Schulen ändern, um Kinder wirklich glücklich zu machen?

Mathieu Carrière: Schule kann und soll Kinder nicht glücklich machen. Aber lernen kann man nur wenn‘s Spaß macht und von Lehrern, die man mag. Also sollten Lehrer mehr auf ihre Beziehung zu den Schülern achten, als auf den Lehrplan. Zensuren abschaffen, Teamwork fördern. 

Simone Langendörfer: Welche Rolle spielen Eltern beim Thema "Doping für Kinder"? 

Mathieu Carrière: Überhaupt keine. In der Latenz sind Eltern nicht mehr so wichtig. 

Helga König: Weshalb sind so viele Kinder trotz materiell guter Bedingungen unglücklich? 

Mathieu Carrière: Das Innenleben und Selbstwertgefühl von Kindern hat nichts mit Geld zu tun, sondern wird hauptsächlich bestimmt durch die Qualität (bzw Ambivalenz) der frühkindlichen Bindungserfahrungen.

Simone Langendörfer: Sollten Eltern den Ärzten mehr misstrauen, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht? 

 Mathieu Carrière
 Foto: Peter Hönnemann
Mathieu Carrière: Auf keinen Fall! Ärzte wissen mehr über das Kindeswohl als die Eltern. Misstrauen gegenüber der Schulmedizin kann zu schwersten Persönlichkeitsstörungen führen. 

Helga König: Was denken und empfinden Sie, wenn sie ein depressives, ein verträumtes oder ein extrem aufgedrehtes Kind erleben?

Mathieu Carrière: 
1. Depressives Kind:: Ich würde es mal fragen, wie es ihm geht, und warum es ihm so geht. Ihm zuhören. 
2. Verträumtes Kind: Mit ihm in den Zoo gehen. 
3. Extrem aufgedrehtes Kind: Mit ihm und anderen Kindern ein Theaterstück entwickeln und aufführen. 

Simone Langendörfer
Simone Langendörfer: Was könnten Eltern, Lehrer und die Politik tun, damit Kindern das Lernen wieder Freude bereitet? 

Mathieu Carrière: 
Eltern: Ihnen zuhören, ihre Interessen tolerieren und fördern. 
Lehrer: Sie durch mehr Zuwendung und persönlichen Einsatz zum gemeinsamen Arbeiten motivieren. Loben statt tadeln. 

Helga König: Gibt es in Deutschland eine "Armut an Liebe und Geborgenheit"? 

Mathieu Carrière: Keine Ahnung. 

Simone Langendörfer: Warum sind gerade in Deutschland so viele Menschen unzufrieden und unglücklich? 

Mathieu Carrière: Ist das so?

Lieber Mathieu Carrière, wir danken Ihnen herzlich für das aufschlussreiche Interview.

Ihre Helga König, Ihre Simone Langendörfer.

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