Das Impressum finden Sie auf der Hauptseite von "Buch, Kultur und Lifestyle"- Das Onlinemagazin für den anspruchsvollen Leser- www.rezensionen.co

Simone Langendörfer und Helga König im Gespräch mit der Künstlerin Doris Zeidlewitz

Liebe Doris Zeidlewitz, Sie haben an der Kunstakademie Städel in Frankfurt und an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert und  verfügen über einen Diplom-Abschluss. Als Künstlerin leben und arbeiten Sie in Ihrem Atelier auf Wasserbiblos in der Nähe von Darmstadt.

Wir freuen uns, dass  Sie am Interviewprojekt  "Wann ist eine Kindheit kindgerecht?" teilnehmen.

Simone Langendörfer: Werden Kinder heute extrem auf Leistung "gedrillt" und falls ja, wodurch entsteht dieser Leistungsdruck?

 Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Im Menschen kreist der Irrglaube, dass er nur etwas sei, wenn er im Außen etwas vorzuweisen hat. „Hast Du was,dann bist Du was“,- der Slogan einer karrieregeilen und habsüchtigen Gesellschaft, der es ununterbrochen nach Wohlgefühl, Lust und Unterhaltung verlangt Dabei geht es in erster Linie um das Wachstum von Macht und Geld und nicht um persönliches Wachstum wie Bewußtsein und Erkenntnis.Der Mensch sieht ein erstrebenswertes Ziel darin, stärker zu sein, besser zu sein, erfolgreicher zu sein, mächtiger zu sein als alle anderen um ihn herum. Kinder lernen das von Anbeginn und darauf werden sie gedrillt. Meiner Meinung geht es aber in erster Linie darum, beim Menschen Bewußtsein zu erwecken und vor allen Dingen bei denjenigen Menschen, die keines haben. 

 Helga König
Helga König:  Was heißt für Sie Kindsein und meinen Sie, dass "Kindsein" in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts einfacher war?

Doris Zeidlewitz: Die Familie ist das stärkste Gefüge menschlicher Zugehörigkeit. Dort erproben wir unser Wesen, dort werden wir genährt um wachsen zu können. Hier kann das Kind träumen und phantasieren, Freude und Selbstvergessenheit erleben, den Wundern und dem Zauber der Welt begegnen. Wenn es Eltern gelingt aus dem eigenen Sein heraus das Kind bedingungslos zu lieben mit all seinen Facetten, Eigenheiten, Besonderheiten, Schwierigkeiten, dann darf auch das Kind – Sein.

Simone Langendörfer
Simone Langendörfer: Was müsste sich in den Schulen ändern, um Kinder wirklich glücklich zu machen?

Doris Zeidlewitz: Lehrer und Eltern hoffen zunächst einmal auf möglichst wenig Ärger und Stress Zuhause und in der Schule.Wenn Kinder nicht "funktionieren" im Sinne der Erwachsenen wird zu negativen Verstärkern gegriffen, wie das Aussprechen von Drohungen und Bestrafung, der Entzug von Zuwendung und Liebe. Meist ist das, was das Kind, der Jugendliche kann, nicht viel wert, sondern das Augenmerk wird gerichtet auf das, was nicht gekonnt wird und wo versagt wurde. Erzieher (Eltern und auch Lehrer) sind in Problemsituationen meist überfordert und auch wenig kreativ. Ich wünsche mir, dass es der Schule gelingt, menschliche Sinne und Fähigkeiten zu beflügeln und dadurch eine Atmosphäre zu bieten, in der Lernen, Forschen, der Austausch untereinander, das Pflegen von Sozialkontakten eine ganzheitliche Kreativität freisetzt. Damit sich etwas ändern kann, braucht es dringend ein neues Bewusstsein und eine Institution Schule wird sich dann verändern, wenn sich Menschen, die in dieser Institution leben und arbeiten in ihrem Denken und Handeln ändern. Das ist ein gewaltiger Prozess und setzt enorme Kenntnis und Erkenntnis voraus. Bei dieser Bewusstseinserweiterung ist meiner Meinung die Integration des Schattens ein zentrales Thema, das Wissen um Polarität und Projektion. 

Helga König: Welche Rolle spielen Eltern beim Thema "Doping für Kinder"?

Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Viele Menschen sind heute von der Natur, von sich selbst getrennt und dieses Getrenntsein führt u.a. schnell zum Missbrauch von Drogen und Medikamenten aller Art. Kinder werden durch die Gabe von Medikamenten (Doping) fremdbestimmt. Sie können dann leichter geführt werde, passen sich leichter an und sind letztendlich bequemer. Das ist dann ganz im Sinne vieler unbewusster Eltern und Mediziner. Auch die Pharmaindustrie gibt hier ihr Bestes, nutzt die Problematik schamlos aus ohne Rücksicht auf Verluste. Die Opfer sind unsere Kinder,- zu lahme Kinder werden aufgehellt, zu aufgeweckte werden lahmgelegt. Für jeden Fall gibt es das richtige Mittel. Infragestellung der Pharmaindustrie, die Diskussion über das zu schnelle Verordnen von Medikamenten/ Psychopharmaka bei Kindern und Jugendlichen seitens der Schulmedizin halte ich für brisant und enorm wichtig. 

Simone Langendörfer
Simone Langendörfer: Weshalb sind so viele Kinder trotz materiell guter Bedingungen unglücklich?


Doris Zeidlewitz: Im Herrn der Ringe heißt es "Es gibt kein Licht, das die Dunkelheit je vertreiben könnte." Das teuerste Spielzeug, der Porsche zum bestandenen Abitur zeigen nur die eine Seite,die zunächst für das Kind, den Jugendlichen im Licht liegen mag.  Im Schatten liegt der Teil, der nicht gesehen werden will, wie z.B. die Sehnsucht nach wirklichem Angenommensein, das Fehlen von wirklichem Zuhören in einer Gesellschaft, die sich für nichts mehr wirklich Zeit nimmt. Ich denke, dass sich das Gefühl von Glück dann einstellen kann, wenn es uns gelingt alle Facetten in uns und im Anderen kennenzulernen und anzunehmen, wenn wir wirkliche Wertschätzung, wahres Mitgefühl zum Ausdruck bringen können und nährend für uns selber und für den Nächsten sind. 

 Helga König
Helga König:  Sollten Eltern den Ärzten mehr misstrauen, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht?


Doris Zeidlewitz: Die Antwort von Mathieu Carriere auf diese Frage hat mich beschäftigt. Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, haben oft Vorbildfunktion und Menschen glauben, was da geäußert wird. Ich halte die Autoritätsgläubigkeit von Mathieu Carriere der Schulmedizin gegenüber als sehr fragwürdig und bedenkenswert. Ich finde es im Gegenteil enorm wichtig,dass das Bild vom "Gott in Weiß" endlich aufgelöst wird und den Menschen geholfen wird zu lernen, dass jeder Arzt Partner ist, den ich hinterfragen darf und dem ich vor allen Dingen Fragen stellen kann und darf. Zudem ist es doch so offensichtlich, dass die Schulmedizin den Menschen in seiner Einheit als Körper, Geist und Seele aus ihren Augen verloren hat. Ich halte die Schulmedizin, die zudem die Pharmaindustrie aufs Kräftigste nährt und immer fetter füttert, als unreflektiert und in vielen Bereichen als krank. Vertrauen ist manchmal gut und wichtig, aber blindes Vertrauen ebenso gefährlich Wir sind auch hier aufgefordert mitzudenken, umzudenken und Verantwortung für uns und unsere Kinder zu übernehmen. Das verordnete Medikament ist schnell verabreicht, damit alles wieder reibungslos laufen kann. 

Rüdiger Dahlke, Arzt und Psychotherapeut, sagt u.a.: "Kinderkrankheiten z.B. sind sehr wichtig, dass das Kind sie durchlebt,weil sie Reifungsprozesse ermöglichen und das Immunsystem für den lebenslangen Kampf mit einer Welt voller aggressiver Erreger trainieren." Rüdiger Dahlke spricht von Reifungskrisen, die die Schulmedizin zu verhindern weiß. Auch hier bedarf es einer enormen Aufklärungsarbeit um zu einem neuen Bewusstsein zu gelangen. 

Simone Langendörfer: Was denken und empfinden Sie, wenn sie ein depressives, ein verträumtes oder ein extrem aufgedrehtes Kind erleben? 

 Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Dass alles sein darf. Es geht um Anerkennung, Bestätigung und bedingungslose Liebe. Das Kind anzunehmen in seinem Zorn, seiner Trauer, seinem Schmerz,seinem Verträumtsein. "Ich liebe Dich, weil Du b ist, wie Du bist und Du bist einfach wunderbar-" Diese Form von Zuwendung, Achtsamkeit und Respekt wird in vielen Familien häufig ersetzt durch die etablierten Drogen Fernseher/Computer/Videospiele ,- Mülleimer für Kinder und auch Jugendliche, die der traumatisierenden Gewalt in aufdringlichen sexuellen Darstellungen, Brutalität, Krieg und Folter ausgesetzt werden. 

Helga König: Was könnten Eltern, Lehrer und die Politik tun, damit Kindern das Lernen wieder Freude bereitet? 

 Saphir im Universum
Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz: Schule sollte sein wie ein blühender Garten im Sommer, wie ein buntes Zirkuszelt in all seinen Ausformungen. Vielleicht braucht es in der Schule auch einfach zusätzlich nur spirituelle Lehrer und Künstler, Menschen, die darum wissen, was es heißt, eins zu sein mit allem was ist, Menschen, die um die Kraft unserer Kreativität wissen,  um zu einem freiheitlich selbstbestimmten Menschen heranzuwachsen.Schule sollte dafür da sein, Bewusstsein zu entwickeln, Kreativität zu fördern.  In den Schulen sollten Kinder früh lernen, dass Verstand und Gefühl frei geäußert werden dürfen. Wir geben unser wahres Kindsein oft schon sehr früh auf für eine an Effizienz orientierte Erziehung. Kindern wird verboten zu träumen, zu phantasieren, wild und unbändig zu sein. Sie dürfen nie faul sein, niemals hinterhältig, sondern immer fleißig und fair. Dabei lernen Kinder nicht zu wählen, nämlich dass sie fleißig oder faul sein können und dürfen und dass sie für das Ergebnis die Verantwortung tragen. Kinder dürfen möglichst auch keine Träumer sein, und das Ergebnis sind dann phantasielose Erwachsene ohne ein Wissen um das Potential der eigenen Kreativität. Es wäre auch erstrebenswert, wenn wir alle, Eltern, Lehrer,Politiker noch einmal selber in die  "Schule des Lebens" gehen, um Eigen-und Nächstenliebe zu lernen und vor allen Dingen lernen, Schattenthemen zu integrieren und Projektionen aufzulösen. 

Simone Langendörfer: Gibt es in Deutschland eine "Armut an Liebe und Geborgenheit" und warum sind gerade in Deutschland so viele Menschen unzufrieden und unglücklich? 

 Doris Zeidlewitz
Doris Zeidlewitz:  Es ist doch eine Tatsache, dass sich in jedem Teil der Welt kulturelle, soziale, ökonomische, politische Probleme akkumuliert haben. Die Gesellschaft zeigt in allen Teilen der Welt ernstzunehmende und wahrhaft krankhafte Symptome. Daher geht es nicht um Deutschland explizit, sondern um unsere Welt. Insgesamt müssen wir bemüht sein, eine friedlichere, gesündere und nachhaltigere Welt zu erschaffen und somit einen glücklicheren Menschen, der in dieser Welt lebt und sie zu heilen weiß. Die Träger eines Wandels in jedem Bereich und auf allen Ebenen, ob Familie, Schule, Beruf, Politik sind wir alle, ist jeder Einzelne von uns.

Liebe Doris Zeidlewitz, wir danken Ihnen sehr für dieses aufschlussreiche  Interview.

Ihre Simone Langendörfer, Ihre Helga König

Fragen zur Kunst- Interviewseite der Künstlerin Doris Zeidlewitz u. der Journalistin Helga König:http://kunst-kuenstler-galerien-museen.blogspot.de/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen