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Simone Langendörfer und Helga König im Gespräch mit mit Ursula Becker-Peloso, Leitung Stabsstelle Fundraising

Liebe Frau  Ursula Becker-Pesolo, Sie leiten die Stabsstelle Fundraising in München. Damit unsere Leser einen Eindruck von Ihrem Tun erhalten, haben wir dem Interview Links zu den entsprechenden websites angefügt.

Simone Langendörfer:  Werden Kinder heute extrem auf Leistung "gedrillt“"und falls ja, wodurch entsteht dieser Leistungsdruck?

 Ursula Becker-Peloso
Ursula Becker-Peloso: Dieser Leistungsdruck entsteht durch unsere Weltwirtschaft, die auf immer schneller, besser und effizienter ausgelegt ist. Damit Kinder später auch die richtige Berufswahl treffen können, müssen sie früh auf die Key Competences gedrillt werden – leider, denn sonst verpassen sie den Anschluss an andere Nationen, in denen Lernen einen anderen Stellenwert hat, wie z.B. in China. Das ist eine Realität, die wir nicht wegdenken können. 

 Helga König
Helga König: Was heißt für Sie Kindsein und meinen Sie, dass "Kindsein" in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts einfacher war? 

Ursula Becker-Peloso:  Ja, Kindsein war in meiner Jugend viel einfacher. Wir durften Kinder sein, die Welt spielend erkunden, Fehler machen, lernen das, was uns Spaß machte. Später dann in der 68er Zeit hat man die Welt noch mit einer gewissen Leichtigkeit und Sorglosigkeit betrachtet. Eine herrliche Zeit, an die ich mich noch gerne erinnere. 

Simone Langendörfer: Was müsste sich in den Schulen ändern, um Kinder wirklich glücklich zu machen? 

Ursula Becker-Peloso: Unser gesamtes Bildungssystem müsste sich ändern, denn die vorhandenen Lerninhalte sind für die Zukunft nur noch in gewissem Masse notwendig. Ein Basiswissen (die Allgemeinbildung) muss vorhanden sein, aber wie läuft die Digitalisierung, welche Qualifikationen brauchen die Kinder in der Zukunft, die MINT Fächer oder das Coding (einfache Programmiersprache für Kinder) sind Heute und Morgen viel wichtiger. Außerdem sollte schon von der Grundschule an die Soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeiten, Konfliktlösung, Empathy und Achtsamkeit sowie Resilienz gelehrt werden. Denn das bekommen die Kinder und Jugendlichen heute nicht mehr im Elternhaus mit. Und das alles müsste in einem offenen Ambiente, in dem Kreativität und Forscherdrang herrscht und nicht so sehr vom Notensystem beherrscht wird, beigebracht werden. Das würde dann auch die Kinder glücklicher machen. 

 Ursula Becker-Peloso
Helga König: Welche Rolle spielen Eltern beim Thema "Doping für Kinder"? 

Ursula Becker-Peloso: Eltern wollen, wie in der Vergangenheit auch, das für ihre Kinder, was sie nicht erreicht haben oder gerade weil sie es erreicht haben. Aber jedes Kind ist individuell. Es müsste in den Schulen ein Elterncoaching angeboten werden, damit Kinder nicht von ihren Eltern unter Druck gesetzt und zu sehr gefordert werden. 

 Simone Langendörfer
Simone Langendörfer: Weshalb sind so viele Kinder trotz materiell guter Bedingungen unglücklich? 

Ursula Becker-Peloso: Weil sie nicht mehr Kind sein dürfen, sondern Leistungsträger sein müssen. Und gerade besser gestellte Kinder leiden darunter, weil sie oft sehen, dass der materielle Wohlstand der Eltern nicht unbedingt Glück bedeutet. 

Helga König: Sollten Eltern den Ärzten mehr misstrauen, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht? 

Ursula Becker-Peloso: Absolut! Eltern geben schnell die Verantwortung an die Ärzte ab. Schulkinder mit Schwierigkeiten im sozialen, emotionalen, familiären und schulischen Bereich finden dort vermeintlich Unterstützung, die sie für ihre persönliche und altersgemäße Entwicklung brauchen, werden aber zu oft mit unnötigen Medikamenten ruhig gestellt, die sie nicht benötigen. Sprachentwicklungsstörungen, motorische Defizite, soziale und emotionale Auffälligkeiten, Wahrnehmungsstörungen, psychisch bedingte Schwierigkeiten oder Integrationsprobleme sind nur ein kleiner Teil von Problemen, die eine schulische Sozialpädagogin besser mit heilpädagogischen, psychologischen und psychomotorischen Angeboten bewältigen kann. Eine individuelle Überprüfung und Anpassung der Förderziele muss regelmäßig vorgenommen werden. Und auch die Freizeit, das Feiern, das Losgelöstsein darf nicht vergessen werden. 

Simone Langendörfer: Was denken und empfinden Sie, wenn Sie ein depressives, ein verträumtes oder ein extrem aufgedrehtes Kind erleben?

 Ursula Becker-Peloso 
Ursula Becker-Peloso:  Bei depressiven oder extrem aufgedrehten Kindern denke ich mir oft: "Oh, da muss man sich aber mal die Eltern ansehen."  Denn hier geht (Leistungs)Druck nach innen oder nach außen. Verträumte Kinder haben meist einen Vorteil, weil sie eigene Grenzen setzen können.

Helga König: Was könnten Eltern, Lehrer und die Politik tun, damit Kindern das Lernen wieder Freude bereitet?

Ursula Becker-Peloso: Die Reihenfolge ist richtig, man muss bei den Eltern anfangen, denn sie haben in der Familie den größten Einfluss auf ein Kind. Hier fehlen mir verbreitete Angebote, die Eltern Unterstützung geben, nicht erst, wenn es zu spät ist, sondern schon viel vorher. Z.B. bei dem Erkennen der Bedürfnisse des Kindes, bei der Suche nach Entlastungsmöglichkeiten, bei der Schulaufgabenbetreuung und bei der Freizeitgestaltung, die besonders in Zeiten wo beide Eltern berufstätig sind, immer etwas zu kurz kommt. 

Dann müsste es im schulischen Alltag mehr Kommunikationsmöglichkeiten, Workshops, geben, in denen Lehrer und Eltern zusammenkommen, begleitet von der Moderation durch Sozialpädagogen und Psychologen, mit denen sie sich austauschen, um Erfahrungswerte mitteilen und Lösungsansätze zu suchen. Und zum Schluss muss sich die Politik fragen, ob die Bildung, so wie wir sie in Form und Inhalt vermitteln noch zeitgemäß ist. In einigen Schulen gelingt es hervorragend, die kann man als Best Practise Beispiel nehmen. Kindern muss das Lernen Freude bereiten, denn sonst verlieren sie die Lust, werden krank oder steigen aus. 

 Lifenergy
Simone Langendörfer: Gibt es in Deutschland eine "Armut an Liebe und Geborgenheit"?

Ursula Becker-Peloso: Die Tendenz geht dahin, dass wir Menschen großziehen, denen es an Sozialer Intelligenz mangelt, das sehe ich z.B. bei meinen Gesprächen mit Unternehmensvertretern. Die bemängeln immer mehr einen Werteverfall, was zu Skrupellosigkeit, Verrohung und Selbstbedienungsmentalität führt. Unsere Gesellschaft und viele Unternehmen beklagen den steten Anstieg an Narzissten und Soziopathen, die keine Rücksicht auf Verluste nehmen, die Familie, Nachbarn, Kollegen, Mitarbeitern und den Chefs das Leben schwer machen und der Gesellschaft und den Unternehmen großen finanziellen Schaden verursachen. 

Ganz allgemein stellen wir Sittenverfall und moralische Verfehlungen– in allen Bereichen unserer Gesellschaft - fest. Manager, Sportler und Politiker ohne Moral: Selbstbedienung, Korruption, Betrug, Vertragsbruch - für viele scheinen keine Regeln mehr zu gelten. 

Das ethische Fundament unserer Gesellschaft bröckelt. 

Die Basis aber sind unsere Kinder, denn SIE bestimmen einmal unsere Zukunft. Und uns allen ist das mulmige Gefühl bewusst, dass es nicht besser wird. Liebe und Geborgenheit wird im Elternhaus vermittelt und kann durch geeignetes Lehrpersonal weitergetragen werden. Hilfreich wäre eine Rückbesinnung auf eine ethische Gesellschaft, die alle einbezieht. Moral, Anstand, Vertrauen, Loyalität - auf einmal sind diese Begriffe, die aus einer längst vergangenen Ära zu stammen scheinen, wieder im Gespräch.   
Helga König
Helga König:  Warum sind gerade in Deutschland so viele Menschen unzufrieden und unglücklich? 


Ursula Becker-Peloso: Weil es uns zu gut geht. Wir haben genug Geld und Besitz um wirklich glücklich zu sein, es fehlt aber das Glück von Innen, die stabile Basis von Vertrauen, Sicherheit und Zuversicht, die man NUR von seinen Eltern mitbekommt und die ein Leben lang kultiviert werden muss. Wenn Menschen kein Selbstbewusstsein haben, dann können sie nicht mit Krisen, Rückschlägen und Niederlagen umgehen, denn die gehören leider zum Leben. Die wenigsten sind Stehaufmännchen, die nichts erschüttern kann. Obwohl sie unter der Niederlage leiden, lassen sie sich nicht entmutigen. Sie bleiben optimistisch und haben genug Selbstbewusstsein, auch weiterhin ihr Leben in Angriff zu nehmen. 

Die anderen sind Schwarzseher. Sie können schlecht mit Kritik und Konflikten umgehen und nehmen diese sehr persönlich. Unbewusst tragen sie mit ihrem Verhalten dazu bei, unglücklich zu sein und manipulieren auch andere ins Unglücklichsein. Geld trägt nur zu einem gewissen Punkt zum Glücklichsein bei, das weiß die Forschung. Wer aber nie mit dem zufrieden ist, was er hat, der ist chronisch unzufrieden. Wer in sich ruht, sich annimmt, so wie er ist und in einem sozial gut verbundenem Umfeld lebt, der ist glücklicher. 

 Ursula  Becker-Peloso
Das sieht man oft in Ländern, die sehr arm sind, aber in denen die Menschen von Herzen lächeln und lachen können. Dazu bedarf es aber lebenslanges Lernen. Schon in der Schule sollte mehr über Philosophie geredet werden, als über Sport. Was macht uns in der Regel glücklich: Familie, Freunde, Liebe, Essen, schönes Wetter und ja, auch das liebe Geld. 

Mit besten Grüßen

Ursula Becker-Peloso

Herzlichen Dank, liebe Ursula Becker-Peloso

Ihre Helga König, Ihre Simone Langendörfer
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Leitung Stabsstelle Fundraising 
Unternehmenskooperationen Stiftungen 
Telefon 089 55981-223 
Telefax 089 55981-277 
Mobil 0176 30361619 
u.
becker-peloso@skf-muenchen.de 
SkF e.V. München 
Dachauer Str. 48, 
80335 München 

Vorstandsvorsitzende 
Federica Silberkuhl-Schwarz 
Vereinsregister: VR 430 
Amtsgericht München 
St.-Nr.: 143/221/90205 

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